Hochsensibilität in Zeiten von Corona

Oh nein. Das kann doch nicht wahr sein. Ich dachte wir haben die schlimmste Coronazeit überstanden? Und jetzt gibt es schon wieder kein Toilettenpapier???

Hallo, mein Name ist Doktor Diana Kolb und ich bin hochsensibel. Ich helfe, wo ich kann und versuche eine gute Mutter zu sein. Nebenbei versuche ich noch etwas abzunehmen und gesund zu leben, weil mein Blutdruck immer irgendwie zu hoch ist. 

Der Lockdown war für mich ziemlich viel. Aber alles andere als langweilig. 

Zu Beginn habe ich alle Veränderungen sehr interessiert wahrgenommen. Die Veränderungen verliefen so schnell als könnte man dem Gras beim Wachsen zu sehen. Jeden Tag war irgendetwas Neues zu hören, zu sehen und auf jeden Fall zu spüren. Eigentlich empfinde ich routinierten Alltag als beruhigend, aber Spannung hin und wieder in guten Momenten, macht das Leben irgendwie interessanter und auf jeden Fall nicht langweilig. Nach einer Zeit hingegen, als man immer noch keine Hefe für das Pizza machen zu bekommen war und nicht schon wieder TK-Pizza machen wollte und die letzte Klopapierrolle angebrochen, als die Nachrichten bei Facebook immer aggressiver wurden und die lustigen Coronawitze einem aus dem Hals rauskamen, da wurde auch mir etwas mulmig und ich bekam Angst. Dann blieben meine Klienten weg. Die Menschen in den Geschäften schrien sich manchmal regelrecht an. Wenn man durch die Straßen lief, fühlte ich regelrecht die Sorgen und Ängste der Menschen und ich schulterte mir ihre Probleme auf. Ich musste in dieser Zeit wirklich hart an mir arbeiten. Ich habe viel Sport getrieben, nachher war ich Pilgern und hab meine Leidenschaft fürs Wandern entdeckt, ich habe versucht loszulassen und mich in Geduld geübt. Jeden Tag hab ich mir gesagt, dass soll alles so sein. Es geschieht alles aus einem bestimmten Grund. Das soll so sein. 

Ich habe versucht das Positive aus allem zu ziehen und habe meine Sitzungen via Skype gemacht. Und das funktionierte auch. Damit kam auch die Erkenntnis, dass ich mit Menschen arbeiten kann, die auch weiter entfernt wohnen. Die Krise hat mir nochmal gezeigt wie wichtig die Arbeit an der Hochsensibilität ist. Hochsensible nehmen mehr auf als andere Menschen. Sie denken auch viel mehr in ihrem Kopf und machen sich so viele Gedanken, was aber irgendwie raus muss. Behält man all dies in sich und hat kein Ventil, um dies rauszulassen, geht man langsam kaputt. Der Lockdown hat gerade auch für Hochsensible sehr viel intensiviert. Für manche war es anfangs ein schönes Gefühl, weil alles verlangsamt war und man sich wieder mehr auf sich selbst konzentrieren konnte. Dann aber kam das ganze Chaos des Homeschooling dazu. Die Eltern waren oftmals auch bis zur Belastungsgrenze strapaziert und alle Gefühle ob in Familie oder Umfeld wurden selbst von den Kleinsten schon oft ungefiltert aufgenommen.
Hier sehe ich meine grössten Aufgaben. Corona hat nur noch mehr verdeutlicht, wie wichtig es ist mit der Hochsensibilität umzugehen. Dabei ist es eigentlich ziemlich egal, was das Lebensumfeld über einen denkt. Viel wichtiger ist es, dass der Hochsensible sich auf sich konzentriert, um zu jeder Zeit, ob Lockdown, Arbeit, Schule oder Kindergarten, mit sich selbst klarzukommen und die Merkmale der Hochsensibilität als Gabe zu betrachten oder zumindest nicht als Hindernis.

Es ist keine Schande sich Hilfe zu holen. Die Hochsensibilität ist manchmal nicht so einfach zu händeln. Deshalb lade ich ein mit mir gemeinsam ein wenig mehr Licht in die Hochsensibilität zu bringen, um diese als normalen und wichtigen Teil im Alltag mitzuführen. Je mehr man über sich und die Hochsensibilität weiß, desto besser und souveräner kann man schwierige Situationen meistern und glücklicher und gesünder leben.

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